Warthausen / sz „Ein Schlüssel für Zwei“ heißt der Schwank von Chapman und Freeman, und es schwankt die Bühne und es schwingt das Ensemble aus purem komödiantischem Vergnügen.Worum geht es? Erstmal um eine Blondine. Klar! Die heißt Vera, ist höchst ansehnlich und lebt in einer nicht ganz billigen Wohnung. Was also tun? Ganz einfach: Man angelt sich nicht nur einen, sondern gleich zwei Männer, die, obschon verheiratet, bereit sind, zu festgelegten Zeiten mit Vera Tisch, Bad und Bett zu teilen, dafür aber auch ordentlich zu blechen. Mit Kostgeld, Miete und anderen Annehmlichkeiten, die das Leben lebenswert machen, kommt da schon etwas zusammen.Aber eine Komödie wäre keine Komödie, sondern langweiliger Alltag, wenn es dabei bliebe. Die Herren begegnen sich natürlich. Später kommen dann noch deren Ehefrauen und Veras Freundin hinzu. Dieses Gebräu wird kräftig umgerührt, Vera und Freundin erfinden die abenteuerlichsten Schwindeleien, Ausreden und albernen Erklärungen, um über die Runden zu kommen.
Aus diesem Sujet kann man viel machen, und die „Applausgeier“ machten viel daraus. Regisseurin Silke Rist ließ drauflosspielen, dass buchstäblich die Wände wackelten und das Bett beim Draufrumspringen einen Teil seines Lattenrostes verlor. Das ist Bühnenrealismus. Bewegungsreich und mit ausgedehnten Bewegungen, unterstrichen sie ihre sprachgewaltig daherkommenden Texte. Die Regie ließ die Emotionen toben, führte bis an die Grenzen der Hysterie, vermied aber zumeist ein Darübersteigen und Abdriften in die Klamotte. Eine Ausnahme: Es war unnötig, den Darsteller des Betrunkenen einen fast präkomatösen Zustand spielen zu lassen, das ging auf Kosten der Glaubwürdigkeit.
Das Stück lebt von der Situationskomik. Die Slapsticks wurden extensiv ausgereizt, manches mit zuviel Vollgas Gefahrene würde allerdings etwas mehr Dezenz vertragen.
Ilona Weinrich (Vera) gab die oft überforderte Mehrfach-Geliebte mit überzeugender Körpersprache. Eine komödiantische Entdeckung ist Kerstin Merk (Anne). Ihre Pointen sitzen körperlich und sprachlich, ihr Stil erinnert an die große Komikerin der Nachkriegsjahre Gisela Schlüter. Christoph Hepp und Abel Messaoudi gaben pflichtschuldigst die zahlungsbereiten, aber etwas begriffsstutzigen Lover. Vera: „Die Männer sind unglaublich simpel. Es fehlt ihnen unsere Finesse und Subtilität.“ Alle Spieler legten ihrer komödiantischen Extravertiertheit kaum Zügel an, waren locker, fröhlich, spontan und unbeschwert. Eine gelungene Inszenierung.